Anzeichen für eine Kündigung: So erkennen Sie die Vorboten

Anzeichen für eine Kündigung: So erkennen Sie die Vorboten

Anzeichen für eine Kündigung: So erkennen Sie die Vorboten 1024 691 Claus Verfürth

In vielen Fällen werden Senior Executives gekündigt oder abberufen, wenn die Vorstellungen für die Zukunft des Unternehmens auseinander gehen. Im schlimmsten Fall wird der Geschäftsführer entlassen, wenn er dem Unternehmen nachhaltig geschadet hat, eine vorherige Abmahnung ist in diesem Fall nicht erforderlich. Besonders dann, wenn die Vorstellungen auseinander gehen, sind die Anzeichen für eine Kündigung nicht sofort erkennbar. Nun heißt es handeln und die eigene Entlassung vorbereiten.

Der Unterschied zwischen Kündigung und Abberufung

Die Abberufung ist ein Beschluss der Gesellschafterversammlung. Sie beendet die Organstellung des Geschäftsführers, der Senior Executive muss seine Position somit aufgeben. Die Kündigung dagegen ist die vertragliche Beendigung der Anstellung. Das Arbeitsverhältnis wird demnach aufgelöst und die betroffene Person muss sich einen neuen Job suchen.

Es liegt etwas in der Luft – Anzeichen für eine Kündigung

Senior Executives haben sich in vielen Jahren erfolgreich auf ihre Position hochgearbeitet und blicken zuversichtlich in die Zukunft. An einen möglichen Umbruch auf diesem beruflichen Erfolgsweg denken die wenigsten. Manch einer bemerkt, wie die Spannungen zunehmen und die Luft zu knistern beginnt. Andere registrieren zwar die Wolken, gehen aber davon aus, dass das Gewitter vorüberziehen wird. Je sicherer sich der Topmanager fühlt, umso weniger bezieht er die Vorboten auf sich selbst – und wird oft von dem Trennungswunsch des Unternehmens kalt erwischt.

Je sicherer sich der Topmanager fühlt, umso weniger bezieht er die Vorboten auf sich selbst.

So verhalten Sie sich bei drohender Kündigung oder Abberufung

© iStock / filadendron

Senior Executives, die bereits Umbrüche erlebt haben und daher Ähnlichkeiten und Parallelen feststellen können, erkennen die Signale einer drohenden ungewollten Trennung in der Regel früher als andere: Beispielsweise werden sie nicht mehr zu allen wichtigen Meetings eingeladen, verlieren Projekte, erfahren Neuigkeiten nicht mehr aus erster Hand oder die Kommunikation mit den Vorgesetzten nimmt ab. Oft kommt es vor, dass sich Kollegen, zu denen man in der Vergangenheit ein vertrauensvolles Verhältnis hatte, spürbar zurückziehen und den Kontakt nicht mehr suchen – weil sie schon bemerkt haben, dass der Betroffene im Fokus steht. Deshalb lohnt sich ein angemessenes Verhalten bei einer drohenden Kündigung.

Verbündete im Unternehmen schaffen – Mitarbeiter und Kollegen als Warnzeichen

Zu dem Zeitpunkt, an dem Senior Executives merken, dass sich die Situation zu ihren Ungunsten verändert, sollten sie spätestens die Netzwerke im Unternehmen intensiver pflegen und sich Verbündete suchen. Entscheidend ist, die richtigen Personen als Verbündete zu identifizieren, mit denen man im Vertrauen reden kann oder von denen eventuell sogar zusätzliche Informationen zu erwarten sind. Solche Verbündete sind vielfach die Kollegen, mit denen man ein engeres – vielleicht schon privat anmutendes – Verhältnis hat. Aber auch Menschen, die man im Laufe der Tätigkeit im Unternehmen schätzen gelernt hat. Und das auf allen Hierarchiestufen. Ich möchte jedoch nicht verhehlen, dass gerade die Identifikation dieser Verbündeten kritisch ist, weil die Frage „kann ich dem wirklich trauen“ schwer zu beantworten ist.

Auf externe Netzwerke bauen

Wer Spannungen bemerkt, sollte rechtzeitig vor der Kündigung als Geschäftsführer damit beginnen, auch externe Netzwerke zu pflegen und neue aufzubauen. Selbst Mitgliedschaften bei Xing oder LinkedIn sind mittlerweile für Senior Executives hilfreich. Hier geht es vor allem um die Sichtbarkeit des eigenen Profils mit guter Verschlagwortung in den sozialen Netzwerken und nicht darum, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Aktivitäten zu zeigen. Es ist jetzt außerdem ratsam, mit schon lange nicht mehr kontaktierten Personen wieder ins Gespräch zu gehen. Und dies zu einem Zeitpunkt, wo die Suche nach einer alternativen Position noch nicht im Vordergrund steht und damit die Wahrnehmungs-Gefahr, nur von der Kontaktaufnahme profitieren zu wollen, minimiert werden kann.

Selbst Mitgliedschaften bei Xing oder LinkedIn sind mittlerweile für Executives hilfreich.

Nach der finanziellen Absicherung fragen

Bei einer drohenden Kündigung oder Abberufung als Geschäftsführer ist es wichtig, sich frühzeitig um die finanzielle Absicherung zu kümmern, solange die finanziellen Ressourcen noch da sind. Es ist zu klären: Wie lange halte ich eine Phase aus, in der ich eventuell kein regelmäßiges Einkommen beziehe, wie ist mein privates Ausgabeverhalten, welche finanzielle Flexibilität habe ich?

Zudem sollte man sich seinen Vertrag genauer anschauen. Dafür lohnt sich der Blick auf eine mögliche   für Geschäftsführer. Diese ist entweder schon im Anstellungsvertrag enthalten und in bestimmter Höhe zugesichert oder kann sogar durch eine Klage gegen die Entlassung vor Gericht ausgehandelt werden. Dafür muss der Geschäftsführer allerdings durch eine Klausel vor der Kündigung im Dienstvertrag geschützt sein.

Fazit – Anzeichen für eine Kündigung richtig einschätzen

Politische Spiele und gegenseitige Schuldzuweisungen bei Fehlentscheidungen gehören in jedem großen Unternehmen auf Executive-Ebene dazu. Es ist beinahe unmöglich, diesen zu entgehen. Verlassen Sie sich bitte nicht allein auf Ihre „Antennen“, um Signale eines drohenden beruflichen Umbruchs zu erkennen. Kommunizieren Sie aktiv in Ihren internen Netzwerken, um informiert zu bleiben und durchschauen Sie auf diese Weise Intrigen oder die Vorboten der Kündigung früher. Und sorgen Sie dafür, dass auch Ihr externes Netzwerk belastbar wird für Zeiten, in denen Sie Unterstützung brauchen.

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Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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