Umbruchphase eingeläutet

Umbruchphase eingeläutet

Umbruchphase eingeläutet 1024 629 Claus Verfürth

Tritt der Fall einer ungewollten Trennung ein, gesellt sich zu dem Ärger über den Verlust des Arbeitsplatzes oft noch Zorn gegenüber den Mächtigeren. Auch ist häufig eine quälende Selbstanklage bei Topmanagern angesichts der offenbar falschen Einschätzung der eigenen Lage zu beobachten. In dieser emotional aufgeladenen Situation kommt es ganz besonders darauf an, dass betroffene Senior Executives planvoll statt kopflos handeln. Aus meiner langjährigen Erfahrung in der Karriereberatung von Topmanagern rate ich Ihnen zu diesen Schritten:

Projekte abschließen

Es ist hilfreich, wenn Sie wichtige laufende Projekte vor dem Ausscheiden abschließen können. Durch eine gut organisierte Verabschiedung, bei Sie sich die verdiente Anerkennung „abholen“ können, lässt sich ein angemessener Schlusspunkt setzen.

Kontakte benachrichtigen

Benachrichtigen Sie Ihre engen Kontakte über die neue Situation auf jeden Fall vor Veröffentlichung des Ausscheidens. Da Sie in naher Zukunft gerne mit Ihren Kontaktpartnern in Verbindung bleiben und Sie vielleicht um Unterstützung bitten wollen, werden sie es Ihnen nicht verzeihen, wenn sie über Dritte von Ihrem Ausstieg erfahren haben. Hier gilt es, schnell die enge Beziehung mit Vertrauen zu belohnen.

Benachrichtigen Sie Ihre engen Kontakte über die neue Situation auf jeden Fall vor Veröffentlichung des Ausscheidens.

Für den Fall, dass sich eine längere Freistellung anschließt, man aber offiziell noch angestellt ist, ist das gleiche Vorgehen ratsam. Die Beziehung sollte aufrechterhalten und Informationen zum Ausstieg im Vertrauen weitergegeben werden.

Bedenken Sie auch: Mit der Trennung geben Sie die langjährige Handynummer und die allseits bekannte Emailadresse auf. Um zu verhindern, dass Sie plötzlich kommunikativ abgeschnitten sind, sollten Sie auch schnellstmöglich für Ersatz sorgen und die neuen Kontaktdaten mitteilen. Da die bestehenden Netzwerke nach etwa einem halben Jahr zu bröckeln beginnen, ist es ratsam, zügig und strukturiert auch mit dem gezielten Aufbau neuer Kontakte zu beginnen.

Juristischen Rat einholen

Es ist sehr sinnvoll, juristischen Rat einzuholen. Auch für Manager mit eigener juristischer Expertise. Vielfach ist es ausreichend, sich im Hintergrund beraten zu lassen und dann die Verhandlungen selbst zu führen. Die Chance, beim ehemaligen Arbeitgeber auf Gutwilligkeit zu stoßen und das bestmögliche Ergebnis zu erreichen, ist dabei oft größer als bei Terminen mit rechtlichem Beistand. Im Mittelpunkt der Ausstiegsverhandlungen sollte die Sicherung der materiellen Basis in Form einer angemessenen Abfindung oder ähnlichem stehen. Wichtig ist es, gut vorbereitet und juristisch beraten in die Verhandlungen über die Trennungsmodalitäten zu gehen.

Referenzfähigkeit erhalten

Referenzen versus Zeugnisse

Was ist heute und in Zukunft ausschlaggebend?

Auf der Ebene der Senior Executives spielen Referenzen eine entscheidende Rolle. Sehr wünschenswert ist es, auf Nachfrage eines potenziell neuen Arbeitgebers auch aus dem letzten Unternehmen einen hochwertigen Referenzgeber benennen zu können. Sollten sich die Verhandlungen über einen Ausstieg aber verhärten oder zu einem ernsten (juristischen) Konflikt ausweiten, ist die Bereitschaft von Personen aus diesem Unternehmen, als Referenz zu fungieren, meist sehr begrenzt. Darum empfiehlt es sich im Zweifel eher, auf den letzten Teilbetrag der Abfindung zu verzichten, als den Bogen dramatisch zu überspannen. Auch sollten Sie während des Trennungsprozesses auf kommunikative Tiefschläge verzichten.

Auf der Ebene der Senior Executives spielen Referenzen eine entscheidende Rolle.

Sagen Sie „Auf Wiedersehen“

Verabschieden Sie sich von Menschen, an die Sie eine gute Erinnerung haben. Schreiben Sie zum Beispiel jedem der Vorstände einen persönlichen Brief. Schreiben Sie gegebenenfalls auch eine Abschiedsmail an Ihre Mitarbeiter, aber denken Sie über den Inhalt gut nach. Zynismus und Häme haben darin nichts verloren. Auch keine Anschuldigungen oder Abrechnungen.

Erinnern Sie sich noch an die öffentlich gewordene Abschiedsmail des Roland-Berger-Chefs Burkhard Schwenker im Jahr 2010, der in seiner Abschiedsmail an die Mitarbeiter Selbstkritik und Emotionen zeigte und sich den Frust von der Seele schrieb? Ein Spiegel-Journalist resümierte dazu: „In Teilen klingt die Mail fast so, als entschuldige sich ein durchschnittlicher Praktikant am Ende bei den Leuten, die an ihm verzweifelt sind.“ Überlegen Sie sich besser genau, welche Einblicke in Ihr Innenleben Sie gewähren wollen.

Fazit

Sollte sich die Trennung vom Unternehmen nicht mehr abwenden lassen, werden Sie besser schnell aktiv: Informieren Sie Ihre engen Kontakte, aktivieren Sie Ihr Netzwerk, holen Sie sich juristischen Rat, verabschieden Sie sich bei ihren Kollegen. Verzichten Sie auf kommunikative Tiefschläge, um sich Ihre Referenzfähigkeit zu sichern. So können Sie erhobenen Hauptes die Berufsverbindung lösen und sich unbelastet auf neue Wege begeben.

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Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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